Was hilft gegen 3-Monats-Koliken / Baby Blähungen
Definition, Symptome und Ursachen von 3-Monats-Koliken / Baby Blähungen / Regulationsstörung / Schreibaby
3-Monats-Koliken treten in Deutschland bei etwa jedem 6ten Säugling bis zum 3. Lebensmonat auf. Diese Kinder – auch als Schreibabys
1) bekannt – lassen sich nur schwer beruhigen und schreien aus unerklärlichen Gründen besonders viel.
1) von Schreibabys spricht man bei einer Schrei- Dauer von mehr als drei Stunden pro Tag an mindestens drei Tagen pro Woche über einen Zeitraum von mehr als drei Wochen hinweg
Früher wurden in erster Linie die Luft im Bauch, der durch die enormen Wachstumsphasen des Babys stark beanspruchte Darm, die unreife Darmflora und daraus resultierend Koliken, Bauchschmerzen und Blähungen als Ursache des Schreiens ausgemacht. Heute werden dazu auch die Psychologie, das Umfeld des Babys sowie die Beziehung zwischen Kindern und Eltern in Betracht gezogen. Deswegen und weil manche Säuglinge offenbar weniger als andere in der Lage sind, ihr Verhalten (z.B. das Schreien) selbst zu regulieren spricht man heute auch von Regulationsstörungen.
Folgende konkrete Ursachen werden heute für häufiges Schreien vermutet:
- das Verschlucken von Luft beim Trinken und Schreien
- Konsum blähender Lebensmittel der (stillenden) Mutter
- Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft
- Passivrauchen des Kindes
- schwierige soziale Verhältnisse
- Stress jeglicher Art vor / nach der Geburt
- eine schwere Schwangerschaft / Geburt
- psychische Krankheit / Instabilität der Eltern
- Konflikte in / mit der Herkunftsfamilie; eigene Kindheitstraumata der Mutter
- die vom Baby gespürte Hilflosigkeit der Eltern führt oft in einen Teufelskreis
Fakt ist, dass bis heute keine der zahlreich vermuteten Ursachen für das Schreien wissenschaftlich belegt werden konnte.
Die gute Nachricht:
Das Schreien endet bei etwa 2/3 der betroffenen Säuglinge bis zum 4. Monat; bei wenigen dauert es bis zum 6. Monat an.
Was hilft bei 3-Monats-Koliken / bei Schreibabys?
Zunächst sollten organische Ursachen für das Schreien ausgeschlossen werden. Insbesondere wenn Krankheitsanzeichen wie z.B. Fieber oder Durchfall vorliegen, sollte umgehend ein Kinderarzt aufgesucht werden.
Obwohl sich die Ursachen des Schreiens nicht eindeutig ergründen lassen und von Kind zu Kind variieren, gibt es ein ganzes Bündel an Grundsätzen und Maßnahmen, die eine Besserung versprechen:
Vorbeugung:
- insbesondere im Bereich des Umfeldes und der psychosozialen Faktoren setzt die Schulmedizin heute an: eine ruhige, stressfreie Umgebung, ein gut strukturierter Tagesablauf, eine gesunde Psyche und Selbstvertrauen der Eltern sind wichtige Punkte zur Vorbeugung
- bleiben Sie entspannt, auch wenn Ihr Baby weint; Weinen ist eine natürliche Ausdrucksweise Ihres Babys
- fragen Sie Ihre Hebamme zur richtigen Fütterungstechnik, lassen Sie Ihr Kind sorgfältig aufstoßen und lassen Sie das Fläschchen vor dem Trinken einige Minuten stehen – so lösen sich vorhandene Luftbläschen aus der Flüssigkeit und ihr Kind schluckt weniger Luft
- Babys, die im „ruhigen“ Zustand öfter Herumgetragen werden, schreien weniger
- versorgen Sie den Bauch Ihres Babys mit Wärme, in dem Sie z.B. ein Kirschkernkissen aufwärmen und es dem Baby auf den Bauch legen; die Wärme überträgt sich auf den Darm, die Blutgefäße erweitern sich und Krämpfe und Blähungen können sich lösen; ein passendes Kirschkernkissen erhalten Sie in unserem Shop
- lassen Sie Ihr Baby die Nähe zu Ihnen auch ohne Körperkontakt spüren, indem Sie z.B. die Zimmertür nicht ganz schließen, sodass Ihr Kind Sie noch hören kann
- wiederholen Sie Melodien, Geräusche, Bewegungen, die Runde mit dem Kinderwagen; fahren Sie Ihr Kind mit dem Auto spazieren etc.
- durch Körperkontakt, z.B. bei einer Babymassage oder einem Bad kann sich Ihr Kind beruhigen und entspannen… das Thema der Babymassage soll im Folgenden etwas genauer erörtert werden:
Babymassage:
Die Berührung ist ein wesentliches Bedürfnis eines jeden Säuglings. Der Kontakt Ihrer Hände mit der Haut Ihres Babys ist quasi die erste Sprache, die Sie mit Ihrem Baby „sprechen“ können. Babymassagen werden seit Jahrhunderten weltweit praktiziert und sind zudem geeignet, Stress abzubauen, die Bindung zu Ihrem Baby zu stärken und Verdauungsprobleme und Schmerzen Ihres Babys zu lindern.
Die
IAIM (International Association of Infant Massage) strukturiert den Nutzen einer Babymassage in folgende 4 Aspekte:
- Interaktion
- Förderung der Beziehung, Bindung und Zugehörigkeit zu Ihrem Baby
- Förderung der verbalen und nonverbalen Kommunikation mit Ihrem Baby
- Entwicklung von Vertrauen
- Fühlen von Liebe, Respekt, Selbstwert
- Stimulation von
- Kreislauf-, Hormon-, Immun- und Verdauungssystem
- Koordination und Gleichgewicht
- Lernen und Konzentration
- Muskulärer Entwicklung und Wachstum
- Geist- und Körperbewusstsein
- Erleichterung bei
- Blähungen, Verstopfung, Koliken, Krämpfen
- Wachstumsschmerzen, Muskelverspannungen, Zahnungsbeschwerden
- Entspannung
- Reduzierung des Stresshormons Cortisol bei Baby und Eltern
- Babys schlafen besser und sind danach besser gelaunt
- Babys sind ruhiger und können sich selbst beruhigen ==> Babys lernen, ihre Verhaltenszustände selbst zu regulieren
Sehen Sie dazu folgendes Video:
Nutzen einer Babymassage
Bitte beachten Sie:
- die Durchführung einer Babymassage will gelernt sein: lassen Sie sich dazu von Ihrer Hebamme beraten; des weiteren gibt es in Deutschland zahlreiche, vom DGBM (Deutsche Gesellschaft für Baby- und Kinderassage e.V.) zertifizierte KursleiterInnen, die Ihnen zeigen können, worauf es ankommt; finden Sie Ihre Massage Expertin hier
- beginnen Sie mit der Massage erst, wenn Ihr Baby dazu bereit ist: dies ist dann der Fall, wenn es nicht weint, sich in einer ruhigen Wach- Phase befindet und durch sein Verhalten die Erlaubnis dazu erteilt hat
- bauen Sie eine Verbindung zu Ihrem Baby auf mit Augen- und Hautkontakt und halten Sie den Kontakt aufrechtErhalten Sie hier einen Einblick in einen Massagekurs mit vielen nützlichen Tipps einer zertifizierten Kursleiterin: Massagekurs
- damit die Massage möglichst sanft erfolgt, verwenden Sie kaltgepresste Pflanzenöle aus biologischem Anbau, aus vertrauenswürdigen Quellen und ohne Parfüm: der Körpergeruch der Eltern ist ein entscheidender Faktor im Prozess der Bindung und sollte nicht von anderen Gerüchen überlagert werden
- speziell bei Verdauungsproblemen: arbeiten Sie mit sanft kreisenden Bewegungen im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel herum und streichen Sie so die Luft in Richtung der Verdauungswege aus dem Körper; zur Unterstützung empfiehlt sich in diesen Fällen die Verwendung von ätherischen Ölen zur Massage z.B. aus Anis, Fenchel, Koriander, Kreuzkümmel, Lavendel oder Lorbeer; diese können über die Atemluft und über die Haut des Babys aufgenommen werden und zur Entblähung und Entkrampfung beitragen; warm-feuchte Ölauflagen (mittels Kompresse) haben sich vor allem bei akutem und hartem Blähbauch des Säuglings bewährt.
Medikamente, diätetische Lebensmittel etc.:
Bei Blähungen können Simeticon- Tropfen hilfreich sein. Diese sollen die Gasblasen im Verdauungstrakt auflösen und sind z.B. enthalten in den Produkten
Lefax oder
Sab Simplex. Geben Sie diese Tropfen Ihrem Baby vor dem Stillen mit einem Teelöffel oder mischen Sie die Tropfen ins Fläschchen.
Die Herstellung einer normalen Darmflora kann durch probiotische Lactobacillen (z.B. in BiGaia) gefördert werden. Verabreichen Sie BiGaia Tropfen in einem Teelöffel lauwarmer Muttermilch oder Säuglingsnahrung. BiGaia erhalten Sie auch in unserem
Shop.
Fragen Sie zu allen Mitteln vorher unbedingt Ihren Arzt oder Apotheker.
Alternative Medizin:
Noch vor ca. 100 Jahren war das, was heute unter „alternativer Medizin“ (im Verhältnis zur Schulmedizin) verstanden wird, oftmals die eigentliche und einzige verfügbare „Medizin“. Bei diesen Medizinsystemen steht die Stärkung der Selbstheilungskräfte des Menschen im Mittelpunkt, des Weiteren spielen Arzneipflanzen, Heilkräuter und die Ernährung eine zentrale Rolle.
Im Folgenden werden einige dieser alternativen Methoden erläutert, die im Zusammenhang mit 3-Monats-Koliken bei Säuglingen helfen können:
Arzneipflanzen / Heilkräuter / Hausmittel gegen Baby Koliken und Blähungen:
Bekannt sind vor allem Fenchel und Kümmel, den Sie bei Blähungen Ihrem Baby als Tee verabreichen können. Dabei kann der Tee zusätzlich zur Mahlzeit gegeben werden; Sie können aber auch das Fläschchen direkt mit Tee zubereiten. Kaufen Sie den Tee aus vertrauenswürdigen Quellen, wie z.B. direkt in Ihrer Apotheke.
Traditionelle Rezepturen aus der Apotheke:
Dies sind überlieferte Zubereitungen auf pflanzlicher Basis, die noch heute in vielen Apotheken hergestellt und nachgefragt werden:
- beispielsweise werden im süddeutschen Raum von einigen Apotheken sogenannte „Windsafterl“ angeboten, diese enthalten einen Extrakt aus Arzneipflanzen wie z.B. Fenchel, Kamille, Kümmel oder Pfefferminze und werden traditionell als Mittel gegen Blähungen beim Säugling eingesetzt; auch in unserer Marien Apotheke in Tann wurde dieser Saft bereits in den 1960er Jahren verkauft
- bekannter sind sogenannte „Windsalben“, die bei 3-Monats-Koliken mit kreisenden Bewegungen auf dem Baby Bauch einmassiert werden und deren ätherische Öle das Kind entspannen und beruhigen können
Osteopathie:
Ein Besuch beim Osteopathen kann bereits nach der Geburt Ihres Kindes hilfreich sein: insbesondere bei einer natürlichen Geburt wirken auf den Säugling oft große Kräfte ein, die möglicherweise Verspannungen, Verschiebungen oder andere Störungen am Knochengerüst oder Bewegungsapparat verursachen können. In der Ostepathie wird versucht, solche Veränderungen zu erkennen und zu beseitigen.
Cranio-Sacral-Therapie:
Diese Behandlungsmethode hat sich aus der Osteopathie heraus entwickelt und hat ebenfalls zum Ziel, Verspannungen und Störungen am Bewegungsapparat zu beseitigen. Dabei setzt die Behandlung am sog. craniosacralen Rhythmus an, der erkennbar ist durch das Pulsieren von Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit. Diese Flüssigkeit hat eine Schutzfunktion für das Nervensystem. Durch Handgriffe im Bereich von Kopf und Nacken – bis hin zu den Füßen, versucht der Therapeut, die rhythmischen Bewegungen zu unterstützen und zu harmonisieren.
Homöopathie:
Gemäß der klassischen Lehre von Samuel Hahnemann, dem Begründer der Homöopathie, empfehlen wir ausschließlich homöopathische Einzelmittel. Abhängig von den Verhaltensweisen Ihres Babys und nach Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Apotheker können verschiedene homöopathische Arzneimittel bei 3-Monats-Koliken oder Blähungen gegeben werden.
Zu den jeweiligen Einzelmitteln beraten wir Sie gerne persönlich oder telefonisch: +49 8572 – 280
Finden Sie in unserem Shop viele von uns empfohlene Produkte zum Thema.
Wenn man nicht mehr weiter weiß:
Zögern Sie nicht, Ihren Kinderarzt aufzusuchen, vor allem wenn Ihre Kräfte als Eltern erschöpft sind. Er kann Sie weitergehend beraten zu den therapeutischen Möglichkeiten in speziellen Schreiambulanzen, zu den Möglichkeiten einer Eltern-Kind-Psychotherapie usw.
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.